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Bewertungskriterien für einen Standardisierungsbedarf

Im Rahmen der Digitalisierungsstrategie von Bund und Ländern werden Bedarfsmeldungen mit sehr konkreten Anforderungen beim Standardisierungsboard (STDB) eingereicht. Die Bedarfsträger aus der Fläche haben einen entsprechenden Bedarf erkannt und beschreiben diesen in einer Bedarfsmeldung. In diesem Zusammenhang ist es denkbar, dass ein Bedarf am Ende so speziell und einzigartig ist, dass es nicht sinnvoll wäre, diesen mit hohem Aufwand in einen IT-Standard zu wandeln, der bundesweit bei anderen Behörden kaum Nachfrage erzeugt. Aus diesem Grund wird vor dem Eintritt in Planung und Umsetzung eine Bewertung vorgeschaltet. Diese erfolgt durch das Standardisierungsboard.

Lesen Sie auf dieser Seite, welche Anforderungen in dieser frühen Phase zu erfüllen sind, um den Standardisierungsprozess anzustoßen.

Voraussetzungen für ein Standardisierungsprojekt

Die Bezeichnung Standard impliziert bereits, dass es darum geht, für eine wiederholte oder wiederkehrende Aufgabenstellung bestimmte Lösungen oder Technologien stets in gleicher Weise und/oder Abfolge einzusetzen. Ziel der Vereinheitlichung ist es, Verarbeitungen effizienter zu gestalten und Fehler zu minimieren, da die individuelle, jeweils einmalige Umsetzung entfällt. Im Zusammenhang mit einem föderalen IT-Standardisierungs-Prozess muss ein Standardisierungsbedarf einige Eingangsvoraussetzungen erfüllen, um die Umsetzung anzustoßen:

Föderal

Jeder eingereichte Standardisierungsbedarf muss als erste Eingangsvoraussetzung dem föderalen Gedanken folgen:

  • Ist das geplante Projekt mit dem gewünschten Ergebnis geeignet, die föderalistische Struktur in der Bundesrepublik zu fördern und zu stützen?
  • Ist für das geplante Projekt eine spätere Nutzbarkeit des IT-Standards in anderen länderspezifischen Strukturen voraussichtlich notwendig, hilfreich oder wünschenswert?
  • Gibt es bereits andere, vergleichbare oder verfügbare Lösungen (Hersteller- oder De-Facto-Standards), die ebenfalls dem föderalen Gedanken Rechnung tragen?

Fachübergreifend

Ein neu zu schaffender Standard sollte „Gewicht“ haben und kein zu kleinteiliges Ziel verfolgen. Anders gesagt, muss ein Standard fachübergreifend funktionieren, um sinnvoll eingesetzt werden zu können.

Ein denkbares Beispiel wäre die Nutzung gleicher Daten in verschiedenen Ressorts. So könnte etwa eine Änderung im Grundbuch durch Veräußerung zu einer Meldung an das zuständige Finanzamt führen, weil der Verkauf auch steuerliche Auswirkungen hat.

Fachunabhängig

Ein neuer IT-Standard soll fachunabhängig sein. Das bedeutet, dass Spezifikationen, Methoden oder Technologien eingeplant oder gefordert werden, die nicht nur in einem bestimmten System oder einer sehr spezifischen Anwendung nutzbar sind.
Ein Beispiel hierfür ist die Entscheidung des IT-Planungsrates zur verbindlichen Nutzung des Zeichensatzes „Lateinische Zeichen in UNICODE“. Die in der öffentlichen Verwaltung Deutschlands zuvor eingesetzten IT-Verfahren unterscheiden sich noch hinsichtlich der Menge der Buchstaben, die verarbeitet und übermittelt werden konnten. Dies führte zu Problemen, weil insbesondere Namen von Personen mit den in Deutschland nicht gebräuchlichen diakritischen Zeichen in elektronisch geführten Registern unterschiedlich dargestellt werden.
 
Die Fachgruppe „String.Latin“ des IT-Planungsrats hat unter dem Namen „String.Latin+ 1.2“ (pdf, 1.3 MB) eine kommentierte und erweiterte Fassung der DIN SPEC erstellt, die sich insbesondere an Vertreter aus der öffentlichen Verwaltung richtet. Sie wurde im Bundesanzeiger bekannt gemacht.

Einsatzspektrum für IT-Standards

Die IT-Standards im Rahmen der Standardisierungsagenda fokussieren auf Verwendungen der IT.
Dementsprechend muss sich jeder beantragte IT-Standard unter einen der vier folgenden Oberbegriffe einordnen lassen.
Dabei dient die „Architekturrichtlinie für die IT des Bundes“ als Grundlage auch für die Standardisierungsagenda. Sie fördert die zielgerichtete Weiterentwicklung der Informationstechnik und trägt somit zur Erreichung der strategischen und politischen Ziele für die IT der Bundesverwaltung bei.

Datenstrukturen

Eine Datenstruktur ist ein Objekt, um Daten zu organisieren oder zu speichern. Die Struktur ist in der Lage, Daten in einer bestimmten Art und Weise anzuordnen oder zu verknüpfen, um den Zugriff darauf ebenso wie deren Verwaltung effizient zu ermöglichen. Datenstrukturen sind weniger durch die enthaltenen Daten charakterisiert als vielmehr durch die Operationen und Verknüpfungs-Schemata, die Zugriff und Verwaltung ermöglichen.

Spezifikationen für Interoperabilität

Unter Interoperabilität versteht man die Fähigkeit eines Systems, mit anderen Systemen zusammenzuarbeiten. Interoperabilität schafft im Rahmen eines neuen Standards beispielsweise Verbindungen zwischen heterogenen und/oder bisher nicht verbundenen Systemen und Architekturen.

Informationsstrukturen

Informationsstrukturen stellen die Zusammensetzung und Herkunft von Informationen und deren Bestandteilen dar. Sie beschreiben die Gesamtheit der informations- und kommunikationstechnischen Einrichtungen, die für das Funktionieren einer standardisierten IT-Lösung notwendig sind.

Referenzarchitektur

Eine Referenzarchitektur beschreibt eine neue Basis-Gestaltung. Sie kann als ideales Modellmuster ausgeprägt sein, um die darauf aufbauenden Architekturen zu modellieren und zu beschreiben.